Aus: Westfälische Nachrichten vom 28.4.2022
15 Jahre SO-66 Produzentengalerie! 15 Jahre Kunst und Kultur in der Soester Straße 66 in Münster!
Mit ihrer Jubiläumsausstellung me, myself & we setzen die SO-66 Künstlerinnen einer als chaotisch empfundenen Gegenwart ihre künstlerische Selbst-Betrachtung
entgegen. Sie erarbeiten sich mit ästhetischen Positionen einen Standpunkt zur Aktualität und inszenieren das Ich mit dem Blick auf Verbindendes und auf Trennendes, manchmal mit Ängsten oder auch
mit Humor.
Staatliche Überwachung oder neuer Service für die Bürger? Crista Book beschäftigt sich in Ihrer Arbeit „Top Secret“ mit der biometrischen
Gesichtserkennung und der seit 2010 damit verbundenen Datenspeicherung auf dem Chip unseres Personalausweises. „Wie geschützt sind unsere Daten eigentlich?“ Unter dieser Fragestellung möchte die
Künstlerin Ihre großformatige Pastellzeichnung betrachtet sehen.
Sagt uns Anne Fellenberg mit ihrer Arbeit „Keine Angst vor großen Schuhen“, dass sie sich nicht vor großen Aufgaben fürchtet? Oder handelt es sich
bei dem Titel eher um einen Slogan, mit demsie anderen und sich selbst Mut zusprechen möchte? Die Installation – bestehend aus einer lässig in einer Nische sitzenden Schaufensterpuppe ohne
Oberkörper mit langen Beinen in großen Herrenschuhen – lässt diese Frage offen.
Annette Hinricher zeigt eine große Kopf-Skulptur, Zement farbig gefasst. Mit der Skulptur „2/22“ versuche ich, der Zerstörung von Gewissheiten,
die ich empfinde und erlebe, durch plastische Deformation Ausdruck zu verleihen
In Waltraud Kleinsteinbergs Serie von gezeichneten Selbstporträts „MeWe“ erscheint ihr ICH jeweils konfrontiert mit einem WIR, dargestellt in
unterschiedlichen Formen und Zuständen als abstrakte Struktur. „Ein WIR, welches mein ICH beeinflusst und mich fordert, von dem ich abhängig bin und mit dem ich interagiere, an das ich mich
anlehne oder das mich zutiefst verstört.“
In fünfzehn kleinformatigen Bleistiftzeichnungen aus der Werkreihe „Weil wir Liebende sind“ bildet Gabriele Maria Koch eine Szenerie von unterschiedlichen Zuständen und
Zwischenzuständen des Menschlichen ab – allein, als Gruppe, als Teil der Natur. In der zweiten Arbeit <embedded> verarbeitet die Künstlerin eine
Frottage eines uralten Baumes weiter mit einer Bleistiftzeichnung: „Ich bin eingebettet in etwas, das wesentlich älter und größer ist als ich. Es nährt mich. Es trägt mich. Es schützt
mich.“
Sara McNamara präsentiert mit „Digital Fossils“ einige kurze Videos in einer Installation mit drei Mobil-Telefonen. Die Filme zu den Themen
Deutschland/Irland und Arbeit/Spiel sind Bestandteile ihrer digitalen Erinnerungen. "Ich beobachte die Wellen an den irischen Klippen, um das Heimweh zu vertreiben. Ich sammle Momente
der Arbeit, um mir und anderen zu beweisen, dass ich einen Männerjob machen kann. Ich halte zufällige Begegnungen und lustige Videos fest, um später darüber lachen zu können […] Diese
Arbeit ist ein zutiefst persönlicher Teil von mir, und doch ist sie etwas Öffentliches, das außerhalb meines Körpers betrachtet und gespeichert werden kann.“
Liane Sommer zeigt mit "…und wenn ja, wieviele?" eine Figurine, die aus mehreren ineinander und übereinander verschlungenen Körpern besteht. Jede
einzelne Figur hat eine tragende und stützende Funktion, die der Gesamterscheinung ihre Stabilität verleiht. Auch bei den drei großformatigen Zeichnungen auf Japanpapier prägt das Zusammenspiel
einzelner Linien das Gesamtbild.
Verschiedene Kartons aus Wellpappe sind für Veronika Teigeler der Ausgangspunkt zu ihrem Wandobjekt „Folds“. Willkürliche Faltungen der Kartons
ergeben diverse Flächen, die bemalt und zu einem vielfarbigen grafischen Geflecht kreisförmig angeordnet werden. „Der Kreis steht symbolisch für die Zusammengehörigkeit unserer von der Kunst
geprägten Gemeinschaft“, so die Künstlerin. „Sowohl das ‚me‘ als auch das ‚we‘ hat seinen Platz in dieser Arbeit.“
Ulrike Vetter inszeniert „unsere verschiedenen inneren Anteile“ in Form von Fotos und Collagen. Die Künstlerin möchte zu Gesprächen anregen: „Wir leben sozusagen in einer
inneren Gemeinschaft von Individuen, fast wie ein Spiegelbild äußerer Gemeinschaften.“
Zur Eröffnung am Sonntag, 20. März um 15 Uhr laden wir alle Kunstfreundinnen und Kunstfreunde herzlich ein.
Die Künstlerinnen führen durch die Ausstellung.
Einen Glanzpunkt zum Ausstellungsbeginn stellt die Präsentation unseres Jubiläumskatalogs dar!
Mit herzlichen Grüßen,
das SO-66 Team
Ausstellungsbeginn: Sonntag 20. März 2022 um 15.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 20.03.-08.05.2022
Öffnungszeiten: SA + SO 15-18 Uhr, Ostern geschlossen!
und nach Vereinbarung Tel. 0175.6052617
Eine Finissage findet am Sonntag, 8. Mai ab 15 Uhr statt.
www.so-66.de
SO-66 Produzentengalerie | Soester Straße 66/Ecke Hafenweg | 48145 Münster
15 Jahre SO-66 Produzentengalerie