Foto: Crista Book
Crista Book, Anne Fellenberg, Annette Hinricher, Waltraud Kleinsteinberg, Gabriele Maria Koch, Sara McNamara, Lena Skaya, Liane Sommer, Veronika Teigeler, Ulrike Vetter
Das Schwere und das Leichte suchen die Balance – mit künstlerischen Reflexionen erkunden die zehn SO-66 Künstlerinnen den Raum zwischen zwei Extremen. Die Exponate ihrer Gemeinschafts-Ausstellung zeigen Interpretationen und persönliche Wertungen von „Schwerem“ als auch von „Leichtem“, zeugen ebenso von der Vieldeutigkeit und vom Geheimnisvollen des Gegensatzpaares schwer und leicht.
Crista Book zeigt eine großformatige Foto-Malerei (Pastellkreide auf Büttenpapier) mit dem Titel „dance with me“. „Ich dachte beim Malen an einen Lied-Text: ‚Ich fühl mich schwer und ich fühl mich leicht…‘“. Die tänzerische Leichtigkeit und Vorfreude der Schwangeren ist für die Künstlerin gleichzeitig schon „belastet“ – mit dem Wissen um die Schwere und die Last der Verantwortung für ein Kind.
Die kleine Aquarellarbeit mit dem Titel „Eigentlich bin ich ja Tänzerin“ von Anne Fellenberg zeigt die Leichtigkeit einer intuitiv gestischen Pinselführung. Die vielfältige Farbigkeit ist voller energiegeladener Heiterkeit.
Annette Hinrichers 5-teilige Serie besteht aus zarten Pflanzenabdrücken auf Gips, die sie kontrastiert mit einer „plastischen Zeichnung“, geformt aus Gummischläuchen.
Der Schwere des Materials Bleiblech mit seinen Gebrauchsspuren und vielen Nuancen von Grau setzt Waltraud Kleinsteinberg zeichnerische Leichtigkeit entgegen. In der 2teiligen Arbeit „Puness“ schweben Zeichenelemente in zart durchscheinendem Weiß auf schwerem Bleigrund. Eine zweite, 3-teilige Arbeit der Künstlerin ist betitelt mit „Transformation“. Im fast flächendeckenden Grün des Bildgrunds sind Teile von Militär-Technik zu erkennen. Das Grün steht für das „neue Leben“, das ab den 90ern des letzten Jahrhunderts in die ehemaligen Kasernen auch im Münsterland einzog und die ‚alte‘ Militär-Geschichte vergessen ließ – die uns aktuell wieder einholt.
In den Arbeiten ihrer Serie von monochromen Aquarell-Pinselzeichungen auf Papier, betitelt „Das Leichte und das Schwere“, spielt Gabriele Maria Koch mit dem Raum, der zwischen den beiden Polen möglich ist. Es geht ihr dabei um das Relative der beiden Qualitäten, die einander bedingen können. „Das eher schwere Indigo überführe ich mit luftigen Pinselschwüngen in eine beinahe florale Leichtigkeit“.
Seit 2010 beschäftigt sich Sara Mc Namara konzeptionell mit der Arche als Zufluchtsort. In dieser Ausstellung präsentiert sie mit der Arbeit „Arche 2022“ ein Modell eines Puppenhauses für ihr zukünftiges Kind. Dieses Puppenhaus hat für McNamara die Funktion einer Arche: „Es ist überflutungssicher, unzerstörbar im Krieg, komfortabel für Quarantäne oder extreme Hitze/Kälte, leicht zu bauen und langlebig – Frieden und Sicherheit sind allerdings nicht garantiert.“
Lena Skaya setzt sich in ihrer Installation “Fevral” (aus dem Russischen февраль – Februar) mit dem Krieg in der Ukraine auseinander. „Ist schwer wirklich immer schwer und leicht unbedingt leicht? Menschen, die den Krieg erlebt und überlebt haben, müssen das Gesehene und die physischen Konsequenzen weiter mit sich tragen. Diejenigen, die im Aggressor Land ‚nur‘ als Betrachter von außen leiden, behalten ihre inneren Schuld-Narben. Für immer. Für viele kommende Generationen. Die Menschen, die unschuldig verstorben sind – haben sie es nun doch leicht?“
„Silly Walks“ ist der Titel der Arbeit von Liane Sommer: „Holzschnitt – nach einer Fotosequenz von Monty Python. Komplizierte Bewegungen einfach gemacht. Oder doch schwieriger als gedacht?“
In dem Titel „SchwerLeicht“ sieht Veronika Teigeler Gegensätze, die sie formal dem Farbkontrast schwarz-weiß zuordnet. In ihrer zweiteiligen Arbeit treffen entfaltete kleine Versandkartons auf ge-faltete Gegenspieler der gleichen Art. Unterstützt durch die Farbgebung in schwarz und weiß gehen die Formen eine wechselhafte Beziehung ein, sparsam eingesetztes Rot akzentuiert das Spiel der Gegensätze. Teigeler: „Die Elemente halten die Balance – zwischen schwarz und weiß, positiv und negativ, hell und dunkel, groß und klein, offen und geschlossen, entfaltet und gefaltet, schwer und leicht…“
Ulrike Vetter zeigt experimentelle Malerei auf Glas. “Auf der Suche nach einem bestimmten ‚Farbklima‘ lote ich Wirksamkeiten aus, sowohl der Farben untereinander als auch in deren unterschiedlicher Viskosität.“
Zur Eröffnung am Sonntag, 21. August um 15.00 Uhr sind die Künstlerinnen anwesend und führen durch die Ausstellung.
Wir laden herzlich ein.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr SO-66 Team
Eröffnung: Sonntag 21. August 2022 um 15.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 21.08. - 09.10.2022
Öffnungszeiten: SA + SO 15.00 – 18.00 Uhr
und nach Vereinbarung 0175 605 26 17
www.so-66.de
Schauraum 2022
Samstag 03. September 2022 16.00 – 24.00 Uhr
Westfälische Nachrichten vom 21.08.2022
Aus: Westfälische Nachrichten vom 22.08.2022