Entscheidungen sind Teil unseres täglichen Lebens, werden uns ständig abverlangt. Eine eindeutige „Ja oder Nein“- Entscheidung zu treffen kann befreien und zu Klarheit führen. Der Druck, sich zu positionieren, kann aber auch Stress und Angst auslösen; dann doch lieber ein „Vielleicht“? Auch das Kunst-Schaffen verlangt immerzu Entscheidungen: Wähle ich ein bestimmtes Sujet aus rein künstlerischer Perspektive? Weil mich gerade eine bestimmte Form- und Farbgebung besonders interessiert? Oder offenbare ich gar mein inneres "Ja" oder "Nein" zu vielleicht brisanten Themen und zeige meine persönliche Haltung dazu?
„It is not my cup of tea“ betitelt Crista Book ihre Fotos, die in der Zusammenarbeit mit Ruth Stuckenberg entstanden sind. Die Fotos stellen eine „Braut“ in den Mittelpunkt, die Teetasse in ihren Händen verweist auf eine Handlung mit zeremoniellem Charakter. Book verweist darauf, dass bekannte Rituale zwar Sicherheit versprechen, gleichwohl offene Fragen bleiben, wie in diesem Fall mögliche Überlegungen der Braut: Ist meine Entscheidung die richtige? Ist das mein Weg in die Zukunft?
Die Frage nach yes oder no stellt Anne Fellenberg mit ihrer Malerei in kühlem Blau-Weiß, von ihr betitelt mit „Es grünt so grün“. Sie überlässt die Deutung dem Betrachter: “Handelt es sich hier um meine freie Interpretation einer Landschaft? Oder um die künstlerische Darstellung eines wissenschaftlichen Feldversuchs zu ackerbaulichen Kulturarten und landwirtschaftlichen Grüngebieten?“
Annette Hinricher zeigt Variationen der Gegenpole yes no. Sie setzt die beiden Begriffe als Schriftbilder in Gipsplatten, plastisch erhaben oder als seitenverkehrte Hohlform. Die Wörter nehmen bei entsprechenden Lichtverhältnissen den Anschein einer plastischen Form an und durch Reflexe aus der Umgebung variiert ihre Farbigkeit. „Meine Farbgebung ist als eine schrille Warnung vor vereinfachendem und gleichmachendem Schwarz/Weiß zu verstehen. Die Umkehrung der Worte ergibt eine zusätzliche visuelle Negation.“
BHs sind die Sujets der Grafitzeichnungen „Triumph“ von Waltraud Kleinsteinberg. Mit diesem wohl weiblichsten Bekleidungsstück überhaupt fordert sie Achtung und Respekt für Frauen ein. „Ja, alle Frauen sollten frei darin sein, zu entscheiden, wie sie leben und damit auch wie sie sich kleiden. Nein, auf keinen Fall sollten sie durch männliche Dominanz oder infame Vorwürfe eingeschränkt werden“.
In ihren großflächigen Grafitzeichnungen „Fipälos“ variiert Kleinsteinberg den Kontrast zwischen hell und dunkel, zwischen Verdichtung und freiem Bildraum.
„Aufgewühlt“ ist der Titel der dreiteiligen Reihe von Tuschezeichnungen auf Papier von Gabriele Maria Koch. „Ich spüre mit gestischem Duktus einem inneren wie äußerem Zustand nach, der, durch Ja-Nein-Fragen hervorgerufen, in existentielle Dimensionen gehen kann. Es sind landschaftliche und figürliche Elemente, die sich auf dem Zeichengrund ihren Raum erobern, leicht und schwebend oder sich dunkel verdichtend – sie scheinen ihrer Ruhe entrissen zu sein.“
Liane Sommer knüpft an die Tradition der gestickten Überhandtücher an, die in den Küchen der 30er und 40er Jahre populär waren und in Form eines Spruchs mehr oder weniger hilfreiche Lebensweisheiten anboten. Im „yes-no“ Konflikt gibt die Künstlerin eine eindeutige Entscheidungshilfe an und in die Hand.
„Wie sind die Zukunftsaussichten für gedruckte Medien in einer sich zum Digitalen transformierenden Welt?“ fragt Veronika Teigeler mit ihrer Installation „FAKTEN“, bestehend aus beschrifteten Zeitungsstäben, die Seiten von unbedrucktem Zeitungspapier enthalten. Sie sieht in der Digitalisierung die Gefahr der totalen Verdrängung der publizistischen Printmedien und damit den drohenden Verlust von journalistischer Qualitätsarbeit. „Noch ist das nicht entschieden, die Fakten sprechen aktuell weder eindeutig dafür noch eindeutig gegen diese Tendenz.“
Mit den Arbeiten „Blueberry, Cherry & Watermelon“, “Primordial Door” und „3am Club“ zeigt Sara Mc Namara eine schriftlich-visuelle Reaktion in Form von Zines auf „das Elend und die süße Glückseligkeit von Schwangerschaft, Geburt und erster Mutterschaft“.
Eine zunehmende Polarisierung in der Gesellschaft und die verschiedenen Versuche der gegenseitigen Einflussnahme sind Ulrike Vetters Hintergrundgedanken zu ihren abstrakten Arbeiten. „Ich untersuche malerisch die Wirksamkeit der Farben im Hell-Dunkel Kontrast und seinen Zwischentönen.“
Auch Lena Skaya ist mit ihren Arbeiten in dieser Ausstellung vertreten.
Zur Vernissage am 7. Mai um 15.00 Uhr laden wir herzlich ein.
Die Künstlerinnen geben gerne Auskunft zu ihren ausgestellten Arbeiten.
Mit herzlichen Grüßen
das SO66 Team
Ausstellungseröffnung: Sonntag, 07. Mai 2023 um 15.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 07. 05. - 25.06.2023
Öffnungszeiten : SA + SO 15.00 - 18.00 Uhr
und nach Vereinbarung Tel. 0175 605 26 17
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